Verbandsliga, 7. Runde: SV Ebersbach – SG KK Hohentübingen 6.0:2.0

Wie die Lemminge

Als der Berichterstatter noch jung war (weit im letzten Jahrtausend), gab es eine beliebte Computerspiel-Serie namens „Lemmings“. Darin galt es, eine ganze Horde von Lemmingen zu steuern, die zwar niedlich aussahen, aber auch grenzenlos naiv in jedes Hindernis liefen und in jeden Abgrund stürzten, wenn man sie nicht mit aller Macht daran hinderte. Die Königskinder in der Verbandsliga agieren in letzter Zeit ähnlich selbstzerstörerisch wie die possierlichen Nagetiere (siehe Bild, Quelle: Wikipedia). Im Spiel gegen Ebersbach war es besonders schlimm. Mit zwei Ersatzleuten gegen die Top 8 eines Oberliga-Absteigers, da kann man schon mal verlieren, aber bitte nicht so. Kollektiver Selbstmord, kann man da nur sagen. Wenn das so weitergeht, gibt es noch einen Sturz in die tiefe Schlucht namens Landesliga. Dabei hat man doch zu Beginn der Saison noch gezeigt, dass es auch besser geht. Ohne die ärgerlichen Fehler in guten Stellungen wäre eigentlich alles möglich, denn in puncto Spielanlage macht die Truppe eine einwandfreie Figur. Aber was hilft es, wenn man dies nicht in Ergebnisse umsetzt?

Wenigstens einen Helden gab es, nämlich Nils Müller (8), der in seinem ersten Verbandsligaspiel gleich einen Schwarzsieg gegen den 300 DWZ-Punkte kräftigeren Michael Mehrer landete. Schon recht früh wurde ein Damenendspiel erreicht, das am ehesten nach Remis aussah, aber dann patzte der Ebersbacher und gab sogar den ganzen Punkt ab. Klasse gespielt von Nils, Gratulation! Leider holte der Rest aber nur noch zwei klägliche Remisen aus sieben Partien. Als ob er das Drama schon geahnt hätte, vereinbarte Matthias Hönsch (1) mit Bernd Grill relativ früh die Punkteteilung. Mit Jörg Jansen (5) befand sich da schon der erste Lemming in freiem Fall. Gegen Werner Junger hatte er, ohne dass dies in irgendeiner Weise nötig gewesen wäre, einen Bauern geopfert und hielt diesen eigentlich für vergiftet, jedoch war die Annahme aufgrund eines taktischen Kniffs doch möglich. Mit dem Bauernverlust war leider auch eine fatale Felderschwäche verbunden, so dass die Partie nicht mehr zu halten war. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison musste sich auch Karsten Neurohr (2) ärgern. Gegen Michael Rupp kam er zunächst ganz gut ins Spiel und hatte für einen geopferten Bauern aktive Möglichkeiten, aber eine Unkonzentriertheit reichte schon, ein verfrühter Bauernvorstoß wurde mit einem Zwischenzug beantwortet und plötzlich gab es einen Sack voller Probleme. Karsten versuchte, mit einem Figurenopfer praktische Chancen zu kreieren, aber der Gegner fand die richtige Reaktion und verwertete seinen Materialvorteil. Nahtlos ging die Pleitenserie weiter: Bernd Staufenberger (4) spielte gegen Ralf Warthmann solide und hielt die Partie lange in mehr oder weniger ausgeglichenen Bahnen, aber ein Einsteller kurz vor der Zeitkontrolle machte alles zunichte. Wie Marian Taras (7) gegen Hartmut Hehn verlor, ist nicht genau überliefert, aber auch diese Niederlage dürfte reichlich unnötig gewesen sein, denn zumindest im Mittelspiel stand Marian noch ausgezeichnet. Den Oberlemming Michael Schwerteck (3) kann er allerdings kaum getoppt haben. Dieser überspielte Dietmar Kesser nämlich zunächst gnadenlos und hatte nach knapp 30 Zügen eine Stellung, wie sie sich Gott in Frankreich nur erträumen könnte. Riesiger Positionsvorteil und vor allem hatte der Ebersbacher null Gegenspiel, da konnte doch diesmal wirklich nichts schiefgehen, oder? Doch ein rechter Lemming findet auch auf ebenster Fläche noch den einzigen schmalen Abgrund weit und breit, in den er sich stürzen kann. Man kann es kaum beschreiben, wie diese Partie noch verloren ging, man muss es erlebt haben. Oder vielleicht besser nicht. Jedenfalls schien es, dass Lauritz Jansen (6) noch einen Ehrentreffer landen würde, nachdem er gegen Uli Junger aus taktischen Komplikationen mit einer Mehrfigur hervorgegangen war. Gewisse technische Schwierigkeiten gab es zwar noch, aber diese waren keineswegs unüberwindlich. Passend zum Spiel, wie konnte es anders sein, strauchelte allerdings auch Lauritz irgendwo im Endspiel und musste sich ins enttäuschende Remis fügen. Was für ein frustrierender Spieltag!


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