Landesliga, 5. Runde: SF Pfullingen II – SG KK Hohentübingen 2.5:5.5

Vorsprung ausgebaut

 

Für das Hohentübinger Flaggschiff in der Landesliga läuft es weiterhin nach Plan. Mit einem Sieg gegen die zweite Pfullinger Mannschaft gab es einen siegreichen Start ins neue Jahr, wogegen Verfolger Neckartenzlingen zum zweiten Mal ein Unentschieden abgab. Mit nunmehr zwei Punkten Vorsprung sieht es schon recht freundlich aus, aber natürlich ist die Saison noch längst nicht gelaufen.

 

Auf Pfullinger Seite fiel Ingolf Keck wegen Krankheit aus und musste den Punkt kampflos abgeben. Für Kai Schumann (6) traf sich dies sogar einigermaßen geschickt, war er doch selber gerade erst so halbwegs von einer Magen-Darm-Grippe genesen und sicher nicht in Bestform. Ersatzmann Steffen Kohler (8), für Jonathan Reichel im Einsatz, fügte sich prima ein und baute die Führung souverän aus. Bereits nach wenigen Zügen hatte er zwei Zentralbauern mehr. Den ersten hatte Alexander Rüger geopfert, den zweiten wohl eher eingestellt. Nachdem Steffen seinen König in Sicherheit bringen konnte, war die Partie bereits so gut wie entschieden. Martin Schmidt (3) behielt gegen Peter Hertzog auch nach frühem Damentausch gewissen Druck, u.a. durch Kontrolle der einzigen offenen Linie. Mit einem schönen taktischen Schlag gelang ihm ein Bauerngewinn, wonach das resultierende Turmendspiel gewonnen war. Eine lockere 3:0-Führung also, aber vorübergehend kamen nun doch ungute Erinnerungen an das Schönbuch-Spiel auf. Zunächst geriet Bernd Staufenberger (5), der nach der Eröffnung eine aktive Stellung zu haben schien, mit seinen Angriffsplänen ins Stocken, wonach die Stellung schon schwierig wurde. Dann übersah er auch noch einen Opfereinschlag auf g2, mit dem Gerhard Henn recht sehenswert das Matt erzwingen konnte. Michael Schwerteck (4) befand sich zunächst auf einem sehr guten Weg und schnürte Gerhard Janasik immer mehr ein, bis dieser sich kaum noch rühren konnte. Im entscheidenden Moment überlegte Michael aber viel zu lange, wie er den schwachen Bauern b2 abholen konnte (nach dem Motto „das muss doch irgendwie gehen“), fand am Ende doch keine Möglichkeit und nahm in mittlerweile beiderseitiger Zeitnot lieber das gegnerische Remisangebot an. Stattdessen hätten mehrere andere Pläne (z.B. so etwas Primitives wie ein Königsangriff) leicht zum Sieg geführt. Schade um die bis dahin starke Partie, aber wer mit gut 20 Minuten auf der Uhr den einfachen Gewinn nicht sieht, hat ihn eben auch nicht verdient. Nach dieser Sichtweise war es auch nicht ganz unverdient, obwohl überraschend, dass Heiner Uhlig (7) seine Partie noch gewann. Nach eher unauffälligem und recht ausgeglichenem Verlauf entstand ein Bauernendspiel, das zwar noch interessante Feinheiten barg, aber dennoch remis war. Der Pfullinger Martin Schubert spielte es allerdings völlig falsch und verlor schnell. Damit war der Matcherfolg schon mal in trockenen Tüchern und mittlerweile hatte auch Matthias Hönsch (1) eine technische Gewinnstellung erreicht. Im komplizierten und durchaus interessanten Mittelspiel war seinem Gegner Bernd-Ludger Born zunehmend die Zeit davongelaufen und er hatte schließlich eine Figur für zwei Freibauern gegeben. Dies war aber letztlich kein ausreichender Ersatz und als Matthias seine eigenen Bauern ins Rollen brachte, war die Partie entschieden. So war es zu verschmerzen, dass Karsten Neurohr (2) seine Partie noch zum Verlust verdarb. Gegen Agron Zymberi war er zwar tendenziell etwas unter Druck, schien aber sich doch ganz gut behaupten zu können. Vielleicht schon zu optimistisch werdend, entschied sich Karsten im Endspiel für eine zweifelhafte Strategie und konnte irgendwann seine Bauernkonstruktion am Königsflügel nicht mehr zusammenhalten. Trotz gewohnten Kampfgeistes (Karsten ist ja als Marathonspieler bekannt) war schließlich nichts mehr zu retten.

 

Als Bonus noch die Endphase der Partie Uhlig – Schubert (Schwarz am Zug). Ein nettes kleines Bauernendspiel, ganz nach dem Geschmack des Berichterstatters. Dem geneigten Leser sei es zur näheren Analyse empfohlen. Hier die Kurzfassung: Mit seinem gedeckten Freibauern scheint Weiß besser zu stehen. Er hat zwei Gewinnideen: a4-a5 und e3-e4. Leider reicht dies aber nicht zum Sieg. Schwarz kann einfach 1...Ke5 spielen und kommt nach 2.a5 bxa5 immer noch rechtzeitig nach b6. Trickreicher ist ein Dreiecksmanöver (z.B. 2.Kd2 Kd6 3.Ke2 Ke5 4.Kd3 Kd6), um die Diagrammstellung mit Weiß am Zug hinzubekommen. Blöderweise ist es dann aber immer noch remis, wenn auch ganz knapp und nach spannendem Verlauf: 5.e4 f4! (nicht 5...Ke5 6.exf5 Kxf5 7.a5! bxa5 8.Kc3 und der schwarze König kommt nicht mehr nach b6) 6.gxf4 (6.e5+!? Kxe5 7.gxf4+ = Hausaufgabe) g3 7.e5+ und nun gibt es mehrere Lösungen, die ähnlich verlaufen, z.B. 7...Ke7 8.d6+ Kd7 9.Ke3 b5! 10.cxb5 axb5 11.axb5 c4 12.b6 g2 13.Kf2 c3 14.b7 c2 15.b8D g1D+ 16.Kxg1 c1D+ und Schwarz hat zwar drei Bauern weniger, gibt aber Dauerschach! In der Partie blieb all dies hinter den Kulissen, da Schwarz sich für das katastrophale 1...b5?? entschied. Nach 2.cxb5 axb5 3.axb5 Kxd5 4.Kc3 c4 5.b6 war Feierabend.


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